Wir trauern um Norbert Eimer

Norbert Eimer – Einer von uns

 

Norbert Eimer, einer aus unserer Mitte,  ist von uns gegangen. Er hat den langen Kampf  gegen seine gesundheitlichen Schwierig-keiten am Ende trotz aller Hoffnungen verloren. Und er hat dies wohl geahnt, obwohl er bis in die letzten Wochen für seine Familie und Freunde ein kluger, auf die Gegenwart, nach vorn und in die Vergangenheit blickender Gesprächspartner war.

Als Wegbegleiter und Freund von ihm und seiner Familie, der ihn seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kennt und mit ihm Politik mitgestaltet und mit ihm und seinen Freunden privat und persönlich Freundschaft erlebt hat, hätte es in dieser Zeit freudigen Anlass gegeben, zu seinem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr und aus Grund seiner fünfzigjährigen Parteizugehörigkeit, seine Persönlichkeit und sein politisches Wirken zu würdigen. Im vergangenen Jahr konnten wir nur im kleinen Kreis feiern, diesmal tun wir es, um in Trauer Abschied zunehmen.

Wir tun dies im tiefen Mitgefühl mit seiner lieben Frau Irmi, die auch politisch immer auf seiner Seite stand, und seiner großen Familie, Kindern und Enkelkindern.

Der Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, Alexander Jungkunz, Sohn unseres verstorbenen Fürther Parteifreundes und Stadtrats Herbert Jungkunz, auch er ein Freund des Verstorbenen, hat in seinem Nachruf in den Fürther Nachrichten, mit eindrucksvollen Worten die Persönlichkeit, das Wirken und die Verbundenheit Norbert Eimers zu seiner Heimatstadt Fürth in der Tradition der Fürther Liberalen umrissen. Eine Tradition, die bis in

die Kaiserzeit und die Weimarer Republik zurückgeht und von Hans Lotter, Oberbürgermeister Kurt Scherzer, Herbert Jungkunz,        Guido Braun, auch ehemaliger Landesvorsitzender der Deutschen
Jungdemokraten, der früheren jungen Liberalen, nach 1945 weiter-geführt wurde. Heute ist wohl unser Freund Dieter Witzsch einer der letzten Zeitzeugen.

Das Leben von Norbert  Eimer begann im Sudetenland, der heutigen Tschechischen Republik. Und damit eigentlich  schon sein politisches Erleben. Als Vertriebener konnte er viel über das Zusammenleben von Deutschen und Tschechen, von guten und schlechten Menschen und Ereignissen erzählen. Und er hat wohl früh daraus gelernt, zu  versuchen, die Dinge objektiv, nicht wie heute üblich, schwarz-weiß zu betrachten. Und deshalb trat er auch immer für ein gutes Verhältnis zu unseren tschechischen Nachbarn ein, die von der Geschichte genauso gebeutelt wurden wie wir.

So führte wohl sein Weg fast zwangsläufig zu den Liberalen, die für Toleranz, Weltoffenheit, freiheitliche Ordnung und Lebens-gestaltung eintraten. Da waren die Fürther Jungdemokraten, die nicht nur politisch sehr aktiv zusammenarbeiteten, sondern auch ein fröhliche Schar waren, aus denen so manche wichtige Persönlichkeit, bis zu einem Bundesrichter und ein Abgeordneter, Stadträte, hervorgegangen sind.

In die politische Arbeit brachte unser Freund seine Nachdenklichkeit, seine Suche nach grundsätzlichen Antworten, seine naturwissenschaftlichen und philosophischen Kenntnisse, seine Hilfsbereitschaft und auch seine Liebe zu seiner neuen Heimat ein.   

Ich kann mich noch gut erinnern, wie er mir die Liebe zu Fürth beibrachte, in einer Zeit, wo ich Fürth als grau in grau empfand. Durch ihn lernte ich die Stadt anders sehen, die heute für mich ein Schmuckstück der Städtearchitektur ist.

Er hat in den sechziger und siebziger Jahren zu den Reformern in der FDP gehört, an der Entwicklung der bayerischen „Grundsätze liberaler Politik“ und den Freiburger Thesen „Noch eine Chance für die Liberalen“ mitgewirkt.
Er trat für einen ganzheitlichen Liberalismus ein, der nicht rechts oder links oder in einer unklaren Mitte zu verordnen ist, sondern dessen  Ziele in allen Bereichen der Politik sich aus den Grundsätzen des liberalen Gedanken entwickelt. Er wandte sich stets gegen die Bezeichnung Grundsatzprogramm für aktuelle tagespolitische oder Wahl-Programme. Und er versuchte die liberale Grundhaltung jenseits der Sitz-Geografik von links und rechts in Würfelform dreidimensional darzustellen, obwohl er meinte, dass es eigentlich dafür vier Dimensionen  bedarf. Der Würfel, hergestellt in seinem Auftrag von einem liberalen Spielwarenfabrikanten,  war sein letztes Geschenk vor einigen Wochen an mich.
Und er versuchte populistischen Thesen, z.B. in der Umweltpolitik, mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen entgegenzutreten.

Er war kein lauter, aber ein lauterer Politiker. Er hat sich nie wegen seiner Karrriere nach vorn gedrängt oder sich um einen Posten bemüht. Er wurde gerufen und hat Aufgaben übernommen und sie vorbildlich erfüllt. Als Stadtrat, Kreisvorsitzender, Bezirksvorsitzen-
der, Landesvorstandsmitglied, Bundestagsabgeordneter.

Er hat dafür gesorgt, dass sein christlicher Glaube seinen Platz in der liberalen Partei gefunden hat.

Er stand nicht nur in der Tradition der Fürther Liberalen, sondern des fränkischen – mittelfränkischen Liberalismus, für den ein Name steht: Thomas Dehler. Für Norbert Eimer war die sozial-liberale Koalition unter Willy Brandt wohl die beste Zeit der FDP, auch wenn er wie viele seiner Freunde bedauernd feststellen musste, dass es mit einem  veränderten Koalitionspartner nicht mehr ging.

Die mittelfränkische FDP hat ihn bereits vor Jahren im Blick auf seine Persönlichkeit und seine Verdienste zu ihrem Ehrenvorsitzenden gewählt und er hat bis zuletzt, auch kritisch,  Anteil genommen an Arbeit und politischer Entwicklung.

Er  war uns nicht nur Vorbild, sondern wird uns als Freund, Gesprächspartner und Rat-Gebender fehlen. In dem uns das bewusst ist, wird er  in unseren Gedanken bei uns bleiben.

Wir verneigen uns vor einem vorbildlichen Liberalen, der mehr als seine Pflicht getan und sich um seine Heimatstadt, sein Land und seine politische Heimat, unsere liberale Partei, verdient gemacht hat.

 

Hans Helmut Rösler