Hans Helmut Rösler seit 75 Jahren in der FDP
Hans Helmut Rösler (91) aus Stein ist seit 75 Jahren Mitglied seiner Partei. Damit gehört der Ehrenvorsitzende des Bezirksverbands Mittelfranken der FDP Bayern länger an als jedes andere der mehr als 7.000 Mitglieder.
Am 2. Mai 1946 war Hans Helmut Rösler in Thüringen in die Liberaldemokratische Partei (LDP) eingetreten. Nach mehr als acht Jahren Haft als politischer Gefangener der sowjetischen Besatzungsmacht siedelte er 1957 in die Bundesrepublik über und schloss sich in Bayern der Schwesterpartei FDP an. Das Wirken der FDP Bayern hat er über 64 Jahre seines politischen Engagements wesentlich mitgeprägt.
Der Bezirksvorsitzende Axel Rötschke würdigt sein Wirken: „Im Haupt- und Ehrenamt hat sich Hans Helmut Rösler unermüdlich für den Liberalismus und für die FDP in Bayern eingesetzt. Wir sind froh und stolz, ihn als aktiven Ehrenvorsitzenden in unseren Reihen zu haben.“ Bezirksrat Markus Lüling ergänzt: „Die SED hat Hans Helmut Rösler seiner Überzeugungen wegen eingekerkert. Mit dieser Erfahrung und 75 Jahren politischer Arbeit ist er der glaubwürdigste Botschafter für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und eine liberale Gesellschaft, den wir uns vorstellen können.“
Hintergrund
Hans Helmut Rösler wurde 1929 in Aussig in der Tschechoslowakei (heute Ústi nad Labem in der Tschechischen Republik) geboren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er im Sommer 1945 mit seiner Familie aus seiner Heimat vertrieben und zog nach Thüringen.
Nach der Verhaftung einer Reihe junger Mitglieder der Liberaldemokratischen Partei (LDP) durch die sowjetische Besatzungsmacht trat er am 2. Mai 1946 mit der Bemerkung „hier ist Ersatz für die Verhafteten“ in die LDP ein. Er wurde Mitglied des Vorstands der regionalen Gliederung und ehrenamtlicher Jugendreferent. Wegen seiner Kontakte zur Schwesterpartei FDP in Westberlin und Bayern, seines aktiven Widerstands gegen die Machtansprüche der SED und der Verteilung westlichen Schriftguts wurde Rösler im September 1948 vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und Anfang 1949 von einem sowjetischen Militärtribunal in Weimar wegen „konterrevolutionärer Konspiration, antisowjetischer Propaganda und politischer und wirtschaftlicher Spionage in Ermangelung der Todesstrafe“ zu 25 Jahren Haft verurteilt, nachdem die Sowjetunion 1948/49 die Todesstrafe kurzzeitig abgeschafft hatte.
Seine Haftzeit verbrachte Rösler im „Gelben Elend“ in Bautzen und im „Fort Zinna“ in Torgau. Nach mehr als acht Jahren wurde Rösler durch Bemühungen des FDP-Bundesvorsitzenden Thomas Dehler, Hans-Dietrich Genschers und Werner Dollingers (CSU)im Frühjahr 1957 vorzeitig aus der Haft entlassen und konnte aus der DDR in die Bundesrepublik ausreisen, wo er seine politische Arbeit wieder aufnahm – in der FDP und ihrer Jugendorganisation, den Deutschen Jungdemokraten. Hier wirkte er von 1959 bis 1964 als bayerischer Landesvorsitzender und Mitglied des Bundesvorstands, u.a. unter Gerhart Rudolf Baum. Von 1976 bis 1997 war Hans Helmut Rösler Hauptgeschäftsführer der FDP Bayern.
Vor und nach seiner hauptamtlichen Tätigkeit war Hans Helmut Rösler in unzähligen Funktionen für die bayerischen Liberalen aktiv. Heute ist er Ehrenvorsitzender des FDP-Bezirksverbands Mittelfranken, der FDP-Kreisverbände Fürth und Jena-Saale-Holzland sowie der Jungen Liberalen in Thüringen. Seine gesellschaftlichen Verdienste wurden gewürdigt mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande (1985), des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse (1992) und der Thomas Dehler Medaille in Gold (2016).