Es fehlt europäische Identität

Die Parteien haben es im anstehenden Europawahlkampf schwer, die Erfolge des europäischen Einigungswerks zu „verkaufen“, denn allzu vieles ist heute längst selbstverständlicher Alltagsrealität. Wie Dr. Hermann Drummer aus Weißenburg auf der traditionellen Aschermittwochsveranstaltung der mittelfränkischen Freien Demokraten im Frickenfelder Gasthaus Krug erklärte, fällt es nicht nur den Deutschen schwer, eine europäische Identität zu finden.
Der Redner beklagte die oftmals chaotisch erscheinende Wahrnehmung der europäischen Institutionen, die nicht gerade geschaffen sei, um eine europäische Marke sichtbar zu machen. Die gemeinsame Währung gelte längst als normal, die offenen Grenzen ohnehin. Auch der 9. Mai (Europatag) werde nicht als europäischer Feiertag wahrgenommen. Die schonungslose Diagnose von Dr. Drummer: „Uns ist die Idee von Europa abhanden gekommen.“
In Anwesenheit der beiden Bundestagsabgeordneten Katja Hessel (Nürnberg) und Britta Dassler (Erlangen) brachte den Mangel an Emotionalität die Europapolitikerin Marina Schuster aus Greding zum Ausdruck: „Es gibt einfach zu wenig europäische Herzensprojekte.“ Es gelinge kaum, die Bürger in die Entscheidungsprozesse mit einzubinden.
Europas Politiker könnten nicht tatenlos zusehen, wie populistische Akteure und Grundwerte in den Boden stampften. Bestimmte finanzielle Leistungen der EU müßten an die Einhaltung der Bürgerrechte gekoppelt werden.
In der Diskussion wurde bemängelt, dass in der Öffentlichkeit immer wieder Kritik an europäischen Institutionen aufkomme, obgleich diese oftmals gar nicht ursächlich seien für manchen Frust der Bürger. Häufig würden die Nationalstaaten auf die EU-Gesetze noch eins draufsetzen und damit erst ein Übermaß an Bürokratie produzieren.
Mit einem Buchgeschenk verabschiedete der stellvertretende Bezirksvorsitzende Thomas Geilhardt (Pleinfeld) den Referenten aus Weißenburg. Der politische Aschermittwoch klang mit einem Heringsessen aus, das die Gastwirtsfamilie Krug servierte.